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Turbo- und Trommelmotor

Wenn Fritz Gockerell in seinen Konstruktionen von „Turbo“ oder „Turbomotoren“ spricht, entsprechen diese Begriffsbezeichungen nicht dem, was wir uns heute unter einem „Turbo“ vorstellen.

Wenn bei heutigen modernen Motoren von „Turbo“ gesprochen wird, so handelt es sich üblicherweise um eine Vorrichtung, welche den Abgasstrom ausnutzt, um die Verbrennungsluft vorzuverdichten. Bei dem geplanten getriebelosen Auto sollte der Turbomotor dazu dienen, mit dem Start des Motors den Wagen gleichzeitig in Gang zu bringen.

Hier nutzte er die Anordnung des Sternmotors mit den im Kreis ver­laufenden Abgasöffnungen. Die Steuerzeiten des Auslasstaktes wurden so gewählt, dass etwa 80% der Verbrennungsenergie über die Abgasöffnung abgeführt wurden. An die Abgasöffnung war ein Turbinenrad mit entsprechenden Schaufeln montiert, um die ausströmenden Abgase in Rotationsenergie umwandeln zu können. Das Turbinenrad war wiederum mit der Kurbelwelle auf einer Achse.

Die später entwickelte Motorenbauform, welche er als „Trommel“ oder „Trommelmotor“ bezeichnete, war in der Grundform einer Trommel nachempfunden. Die Trommel kann mit einer Revolvertrommel aus einer Waffe verglichen werden. Die Zylinderbohrungen in dem „Revolver“, wurden mit sechs, acht oder 12 Zylindern ausgeführt. Die Zylinder wurden überwie­gend nach dem Zweitakt-Prinzip betrieben. Die Hubbewegung der einzelnen Zylinder wurde über die Pleuel auf eine eigens patentierte Taumelscheibe geführt. Diese setzte die Hubbewegung in Rotations­bewegung um.

Eine Weiterentwicklung der Konstruktion sah vor, den Motor als „Gegenläufer“ zu bauen. Hier sollten in jeder Zylinderbohrung zwei Kolben gegeneinander in Funktion sein. Die Befüllung wurde wieder nach dem Zweitaktprinzip umgesetzt. Hier war nun an jeder Seite eine Taumelscheibe angebracht. So hatte der Motor beispielsweise sechs Zylinder­bohrungen und zwölf Kolben.

Eine Art des Trommelmotors konstruierte Fritz Gockerell als Dieselmotor mit 200 bzw. 240 PS. In dem Exposé beschreibt er seine Konstruktion:

Der neu konstruierte Dieselmotor in Trommelbauart besteht aus zwei Zylindertrommeln. Der Teilkreis-Durchmesser der Zylindermitten ist so gewählt, dass bei unverändertem Außendurchmesser sechs oder acht Zylinder in der Trommel Platz haben. Mit der Zylinderbohrung von 95 mm und dem Hub von 100 mm ergibt sich bei sechs Zylindern ein Gesamthubraum von den je in einem Block untergebrachten sechs Zylindern, die im Sinne eines Boxermotors arbeiten von 8,5 Liter und damit bei 2200 Umdrehungen die hohe Leistung von 200 PS, wobei die heute bei Zweitakt-Dieselmotoren erreichten Werte (mittlerer Kolbendruck), zugrunde gelegt sind.

Bei Anordnung von je neun Zylindern in je einem Zylinderblock beträgt der Gesamthubraum 11,3 Liter und bei 22 PS Literleistung eine Gesamtleitung von 240 PS.

Dabei ist für die Versorgung der 12 oder 16 Zylindereinheiten nur eine sechs oder acht Zylinder-Einspritzpumpe nötig, weil stets zwei gegenüberliegende Zylinder zum Zünden kommen und von einer Einspritzleitung je eine Zweigleichleitung angeschlossen werden kann. Die gegeneinander zündenden Zylinder belasten die Taumelscheibe (Patentschrift: 932877) sehr gleichmäßig und entlasten die Wellenlager von jeder seitlichen Belastung, die Lager haben nur die Kräfte der Rotation aufzunehmen.

Das Gewicht eines solchen Dieselmotors liegt weit unter den bisher bekannten Werten und ermöglicht ein Leistungsgewicht zu erzielen, welches noch unter dem eines Personen-Auto-Motors kommt. Der bisher stärkste Dieselmotor von 200 PS mit 8 Zylindern ist der Kälble-Motor mit 19 Liter Hubraum und dem Gewicht von 1400 Kg. Der Krauss-Maffei-Motor mit 150 PS wiegt 935 Kg, während der 200 PS Trommelmotor mit allem Zubehör etwa 450 Kg wiegen wird.

Das Spülluftgebläse wird von der Welle aus im Verhältnis 1:7 angetrieben. Da die Maschine kein Schwungrad braucht, ist zum Anlassen Druckluft vorgesehen, aber es kann auch ein Anlasser mit Schwungrad Anwendung finden.

Die Spülluft deren Druck nur 2/10 Atü beträgt, strömt von dem nach unten führenden Rohr in die in der mittleren Trommel ebenfalls unten sichtbaren Einlass-Öffnung, in diesem Fall dient – wie bei Zwei-Taktmotoren üblich -  der Raum zwischen den beiden Zylindertrommeln als Spülluftausgleich.
Quelle: Deutsches Museum Archiv, Bestand NL 173


 

 

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